Reisen: Venedig

BEDROHTE LAGUNENSTADT
Trotz Millionen von Touristen und 100 Tagen „Acqua Alta“:

Der Zauber Venedigs ist betörend …
Ein Reisebericht.

.

Text und Fotos: Raimund Holzer

Zum Vergrößern Fotos einfach anklicken!

.f

La Serenissima, die „Allerdurchlauchteste“, wird Venedig genannt: ein Name, der wohl auf die jahrhundertelange, geopolitische Bedeutung der reichen Handelsstadt zurückzuführen ist, deren Bewohner immer geschickte Kaufleute waren – und es auch heute noch sind …

Mit Bahn und Komfortbus direkt ins Herz der Stadt
Weniger geschickt dürften die Manager der italienischen Staatsbahnen sein, haben sie doch fast alle Tages-Auslandszüge gestrichen, darunter auch die Verbindung nach Wien. Die ÖBB-Touristiker haben jedoch schnell Ersatz gesucht – und so können Venedig-Kurzurlauber nun mit der Bahn nach Villach und dann mit dem ÖBB-Intercitybus weiter durchs Kanaltal in die Lagunenstadt fahren.
Manchmal kommt ein Gefühl der Absurdität auf, wenn man im Bus auf der belebten Autobahn entlang der (leeren) Gleise fährt. Die raue Schönheit des Kanaltals ist durch die vielen Verkehrswege (Bundesstraße, Autobahn, Hochleistungs-Bahnstrecke und alte Bahntrasse, jetzt großteils zum Radweg umgebaut!) oft nur mehr zu erahnen.

Die Reise ist aber komfortabel und mit einem Einstiegspreis von 29 Euro pro Strecke auch günstig, Ziel ist der Busbahnhof am Rande der Altstadt. Ein paar Schritte weiter, und schon taucht der Besucher in das typisch venezianische Menschengewühl ein: Touristen aller Herren Länder, beim ständigen Handy-Telefonat gestikulierende Italiener und viele Liebespaare, die den ungebrochenen Zauber der „Stadt im Meer“ auf sich wirken lassen.

Auf vielen kleinen Plätzen und in den Gassen fallen die überall herumstehenden Platten und Stützen auf: Immer öfter trete das Wasser aus den Kanälen, sagt die charmante Stadtführerin und ist trotzdem sichtlich stolz auf „ihr“ Venedig. Hundert Tage „Acqua Alta“ (also Hochwasser) zähle man mittlerweile. Der Bürgermeister habe angeordnet, die Stege einstweilen stehen zu lassen, klärt Carla auf. Jetzt sei die Gefahr aber bald vorbei – bis zum nächsten Herbst zumindest.
Irgendwann soll es die heiß ersehnte „große Lösung“ für die bedrohte Lagune geben, mit Sperrbarrieren draußen im Golf von Venedig, vor dem Lido also. Dann wird das permanente Hochwasser Geschichte sein. Für 2014 ist die Fertigstellung von MOSE, dem Druckluft-Schleusenprojekt, vorgesehen – ganz im Zeitplan ist man aber scheinbar nicht …

Meeresduft duelliert sich mit Gerüchen feiner Speisen …
Trotzdem: Der Frühling ist auch hier in Norditalien eine ausgezeichnete Reisezeit. Noch ist die Stadt nicht übervoll, noch sind die Temperaturen sehr angenehm, noch sind die Preise halbwegs erträglich.
Beim abendlichen Schlendern durch das Labyrinth von verwinkelten Wegen strömt frische Meeresluft in die Nase – freilich nur, um gleich darauf betörenden Gerüchen der jetzt noch kaum gefüllten Ristorantes und Trattorias zu weichen.
Insgesamt scheint sich Venedig in den letzten Jahrzehnten kaum geändert zu haben – bis auf die ständig zunehmende Zahl von Touristen. 20 Millionen sollen es mittlerweile pro Jahr sein. Die Einnahmen aus diesem Milliardengeschäft dürften aber in andere „Kanäle“ fließen, vieles scheint dringend renovierungsbedürftig. Kaum ein Haus, an dem der Putz nicht bröckelt, kaum ein Gebäude, das frisch restauriert aussieht.

Und doch: Sofort wird man von der Einzigartigkeit Venedigs (wieder) in einen unerklärlichen Bann gezogen, auch wenn man vor vielen Jahren letztmals auf dem Canal Grande gefahren oder über den Markusplatz gegangen ist.
Dort sind natürlich die meisten Touristen, fotografieren den markanten Campanile oder den Palazzo Ducale. Der Dogenpalast war Sitz der Machthaber und des zeitweilig fast 3000 Mitglieder umfassenden „Großen Rats“. Stolze 500 Jahre lang wurde die Republik Venedig so regiert!

Die ganz „geheimen“, kleinen Plätze inmitten des Trubels
Wer vom Trubel auf der Piazza San Marco genug hat, findet rundherum kaum wo einen Ort der Ruhe. Wenn es in Venedig allerdings noch so etwas wie einen „Geheimtipp“ gibt, dann sei das jüdische Ghetto, kaum zehn Minuten östlich des Bahnhofs im Stadtteil Cannaregio, empfohlen.

Eine schöne, gut erhaltene Synagoge, wirklich stille Gassen und Winkel, nur vor der Schule steht die „Guardia“. Im jüdischen Viertel sind kaum Geschäfte – und deshalb wohl auch keine Touristen. Dafür gibt es einige kleine, nette Lokale und zwei, drei Kunsthändler.
Natürlich kann man auch das öffentliche Verkehrsmittel Venedigs, ein Vaporetto, nehmen, um etwa vom zentralen Markusplatz ins angeblich älteste Ghetto der Welt zu schunkeln. Die Linien 1 und 82 fahren direkt zum Campo San Marcuola, und von dort sind es wirklich nur mehr ein paar Schritte.

Am Vormittag und nach Büroschluss sind die Wasserbusse allerdings ordentlich überfüllt und man muss doch mit ein wenig Wartezeit rechnen. Will man die vermeiden, streift man einfach zu Fuß durch die Stadt, natürlich auch zur Rialtobrücke, die darf bei keinem Venedig-Besuch fehlen! Gerade am Abend ist die Stimmung dort einzigartig, die Marmorbrüstung ist schon glatt geschliffen von den vielen anlehnungsbedürftigen Besuchern …
Am Abend locken dann die Ristorantes. Man genießt Spaghetti oder Fisch und denkt unweigerlich über diese überlaufene, aber doch so wunderbare Stadt nach: Venezia, amore mio!

2 Antworten : “Reisen: Venedig”

  1. markkkkk sagt:

    Danke!! ich auch habe meinen Beitrag zu geben..wenn Jemand nach Venedig mit dem Auto fahren will, hier ist das Parken habe ich gefunden !! das Saba Venezia Mestre Hauptbahnhof Parken .. jemand kennt dieses Parken? Es ist nicht so teuer wie andere Parken (€ 80.00 gespart für 4 Tage!!) und es ist mit dem Santa Lucia Hauptbahnhof sehr gut verbindet!! Außerdem, gibt es auch einen Abschnitt von € 30.00 zu einkaufen !! Schau mal :
    http://www.sabait.it

  2. Erich sagt:

    Ein schöner Artikel. Da werden so manche Erinnerungen an einen regenreichen Venedig-Urlaub vor 20 Jahren wieder wach. Danke sehr.

Einen Kommentar schreiben